Die digitale Vermögensverwaltung ist voll im Trend und in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Die Deutschen haben 7500 Millionen Euro über die sogenannten Robo-Advisor an den Kapitalmärkten investiert, schätzt der Fondsverband BVI. Die Robos versprechen Anlegern schon mit niedrigen Anlagebeträgen und geringen Kosten Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung. Natürlich hat die Coronakrise auch vor ihnen nicht Halt gemacht.
Je nach Strategie haben sie, genau wie die klassischen Vermögensverwalter oder vermögensverwaltende Fonds, im Crash Verluste verbucht, teilweise auch massive. Aber mit der Erholung der Börsenkurse haben auch die Depots der Robos die Verluste teilweise wettgemacht. Wichtig sind – nicht nur, aber vor allem in solchen Phasen – die Kosten, die auf der Rendite lasten. Das bestätigt auch Ali Masarwah. „Kosten sind nach unserer Einschätzung der größte Erfolgsfaktor für Kapitalanlagen überhaupt“, sagt der Chefredakteur des Analysehauses Morningstar. „Das gilt für ETFs, Fonds und so natürlich auch für Robo-Advisor.“
Die FMH-Finanzberatung hat exklusiv für die WirtschaftsWoche die Kosten und die Angebotsvielfalt von 32 digitalen Vermögensverwaltungen unter die Lupe genommen und die besten Anbieter für kleinere und größere Einmalanlagen sowie für Sparpläne gekürt. „Die Performance haben wir ausgeblendet, weil die Robo-Advisor unterschiedliche Strategien verfolgen“, sagt Max Herbst von FMH. „Wer in der Krise etwas mehr verloren hat, steht in drei Monaten vielleicht wieder viel besser da als die Wettbewerber.“
Bei einer Erstanlage in Höhe von 5000 Euro schneidet Quirion am besten ab. Der Robo der Quirin Bank berechnet für den Depotwert 0,48 Prozent Gebühren. Es gibt eine App, Sparpläne – auch für Kinder – sind möglich, Auszahlpläne allerdings nicht. Neukunden bekommen übrigens eine Sparrate bis 30 Euro geschenkt. Die Kunden haben die Wahl zwischen zehn Risikoprofilen beziehungsweise Strategien. Auf Platz zwei folgt Visualvest, der Robo der Union Investment, mit Kosten in Höhe von 0,6 Prozent. Auch hier gibt es eine App, Sparpläne auch für Kinder, zehn Strategien und nachhaltige GreenFolios. Auch bei einer Einmalanlage in Höhe von 100.000 Euro kann Quirion im Test punkten, gefolgt von Liqid, Deutschlands größtem Robo-Advisor Scalable Capital und Visualvest.
Bei den Sparplänen schneidet Scalable Capital am besten ab, gefolgt von Visualvest. Bei Scalable können Anleger ab 50 Euro Mindestanlage sparen, bei Visualvest bereits ab 25 Euro. Im Gegensatz zu Visualvest bietet Scalable auch einen Auszahlplan an. Die Kosten liegen bei 0,75 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent. Der Branchenprimus bietet allerdings mit 23 Risikoprofilen eine deutlich größere Auswahl an als der Robo von Union Investment.
Die Kosten der Robos sind vergleichsweise gering. Klassische Vermögensverwalter kosten bis zu zehnmal mehr als digitale Vermögensverwalter, das zeigt auch eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) im Auftrag der Quirinbank. Die Studie vergleicht die Anlagevorschläge etablierter Vermögensverwalter mit denen der Robo-Advisor. Während bei den klassischen Vermögensverwaltern die Kosten im ersten Jahr zwischen 1,11 und 7,64 Prozent sowie im Schnitt bei 2,05 Prozent liegen, gibt es den Service bei den Robos bereits für 1,08 Prozent im Schnitt. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Portfolioqualität der untersuchten Robo-Advisor derjenigen des Durchschnitts der klassischen Vermögensverwalter ebenbürtig ist. „Digitale Vermögensverwaltungen bieten die gleiche hohe Qualität wie klassische Vermögensverwalter – jedoch bei deutlich geringeren Anlagebeträgen und zu einem Bruchteil der Kosten“, so das Fazit des IVA.
Morningstar-Experte Masarwah rät dennoch, die Funktion von Robos kritisch zu hinterfragen: Bieten sie einen Mehrwert, der über die Bereitstellung eines Musterportfolios und jährliches Rebalancing hinausgeht? „Ich würde die These vertreten, dass prozyklische Risikomanagement-Modelle Langfristanleger einen Bärendienst erwiesen“, sagt er. Das habe sich erneut im März gezeigt: „Verluste wurden da oft größtenteils realisiert, aber nicht der Rebound“, so Masarwah. „Das ist eine Feststellung, unabhängig davon, was man glaubt, wie die Coronakrise ausgeht.“
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