Die Zinssätze für kurzfristige Einlagen ziehen an – wenn auch nur leicht. Die FMH-Finanzberatung hat die Konditionen für das Handelsblatt verglichen.
Julia Groth 09.01.2019 – 18:22 Uhr
Köln. Damit hat wohl kaum jemand gerechnet: Die Zinsen für Tagesgeld sind gegen Ende vergangenen Jahres laut Bundesbank zum ersten Mal seit drei Jahren minimal gestiegen, wie Barkow Consult berichtet. Der Zinssatz für Tagesgeld hat sich von 0,01 Prozent im Oktober auf 0,02 Prozent im November verdoppelt. Peter Barkow sieht damit aber noch keine „Zinswende“.
Die Bundesbank-Statistik bildet den breiten Markt für täglich fällige Einlagen ab, sodass viele Anbieter mit 0,0 Prozent dabei sind. Auf der anderen Seite spielen Lockangebote eine Rolle. Die ING-Bank etwa bietet Neukunden derzeit 1,0 Prozent für vier Monate an, der normale Satz sind nur 0,01 Prozent.
Wer Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto parken will, muss die Zinsen nach wie vor mit der Lupe suchen. „Die Unterschiede zwischen einzelnen Banken sind mittlerweile extrem niedrig“, sagt FMH-Chef Max Herbst. Lockangebote für Neukunden sehen zwar auf den ersten Blick gut aus, sind aber nicht von Dauer. Wird der Neukunde zum Bestandskunden, bekommt er oft deutlich schlechtere Konditionen.
FMH hat sich für das Handelsblatt angeschaut, welche Banken im vergangenen Jahr am häufigsten überdurchschnittlich hohe Zinsen für Tages- und Festgeld geboten haben. „Die wenigsten Kunden wollen ständig die Bank wechseln“, erklärt Herbst. Ein Institut, das langfristig zu den Top-Zinszahlern gehört, ist deshalb für viele Sparer eine gute Wahl. Wer ein neues Tages- oder Festgeldkonto eröffnen will, sollte allerdings nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern auch auf den aktuellen Zinssatz, rät Herbst.
Die Renault Bank direkt stand quasi das gesamte Jahr 2018 an der Spitze: 43 Wochen lang belegte sie bei Zinsangeboten für Neukunden den ersten Rang, war 50 Wochen unter den Top-drei-Zinszahlern. Auch aktuell schneidet die Onlinebank der französischen Renault-Gruppe mit einem Zinssatz von 0,7 Prozent pro Jahr aufs Tagesgeld im FMH-Ranking gut ab.
Auf Rang zwei liegt die Deniz Bank. Sie war im vergangenen Jahr 39 Wochen lang unter den drei besten Tagesgeld-Anbietern. Rang drei belegt Moneyou, eine Marke der niederländischen Bank ABN Amro, mit 30 Wochen in den Top drei.
Das beste Festgeld 2018
Auch für Bestandskunden boten Deniz Bank, Renault Bank direkt und Moneyou im vergangenen Jahr oft besonders gute Tagesgeldkonditionen. Momentan bewegt sich der Zinssatz für treue Kunden bei den drei Instituten zwischen 0,3 und 0,4 Prozent – im aktuellen Umfeld ist das vergleichsweise viel. Alle drei Banken unterliegen der EU-weiten gesetzlichen Einlagensicherung, die Spareinlagen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro absichert.
Unter den Banken, die auch der erweiterten deutschen Einlagensicherung unterliegen, bot die Akbank im Jahr 2018 besonders oft gute Konditionen, sowohl für Neu- als auch für Bestandskunden. Beide Kundengruppen bekommen dort momentan 0,5 Prozent pro Jahr aufs Tagesgeld.
Anders sieht es bei der Consorsbank aus: Die Direktbank, die zur französischen Großbank BNP Paribas gehört, stand zwar bei Neukundenangeboten im vergangenen Jahr 44 Wochen in den Top drei – taucht aber bei den Tagesgeldangeboten für Bestandskunden nicht in der Bestenliste auf und bietet Neukunden mittlerweile nur noch 0,01 Prozent jährliche Zinsen für Tagesgeld. „Die Consorsbank hat sich quasi aus dem Neukundengeschäft verabschiedet“, sagt Herbst.
Das beste Tagesgeld 2018
Beim Festgeld – im Musterfall 10.000 Euro, die für zwölf Monate angelegt werden – sind unter den Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung die estnische Bigbank, die türkischstämmige Deniz Bank mit österreichischer Bankenlizenz sowie die schwedische Klarna Bank eine gute Wahl. Sie boten den Großteil des vergangenen Jahres überdurchschnittlich gute Konditionen und punkten auch aktuell mit vergleichsweise hohen Zinssätzen zwischen 0,7 und 0,75 Prozent.
Unter den Instituten mit erweiterter deutscher Einlagensicherung bekamen Kunden im Jahr 2018 bei der Akbank, der Ziraat Bank und der Kölner ABC-Bank oft die höchsten Zinsen. Die Akbank und die Ziraat Bank bieten auch heute mit 0,85 Prozent pro Jahr vergleichsweise hohe Zinsen für Festgeld. Die ABC Bank fällt mit 0,45 Prozent deutlich ab.
Bei Banken wie der Alpha Bank Romania oder der lettischen Rietumu Bank, die für deutsche Privatkunden über Vermittler zugänglich sind, gibt es zum Teil deutlich höhere Zinsen für Tages- und Festgeld. Sparer sollten allerdings genau hinschauen, welcher Einlagensicherung die Institute unterliegen, warnt Herbst.
Auch wenn es hier und da etwas mehr Zinsen gibt als im Durchschnitt: Kapital auf einem Tages- oder Festgeldkonto zu lagern lohnt sich nach wie vor nicht. Dennoch dürfte die Nachfrage nach solchen und ähnlichen Sparprodukten auch im laufenden Jahr hoch bleiben. Darauf deutet eine Umfrage der B2B-Direktbank Ebase unter tausend Bundesbürgern hin. Zwar gaben 60 Prozent der Befragten an, dass sich Anlagen in Sparbuch, Tages- und Festgeld aktuell nicht rentierten.
Gleichzeitig gingen sie aber davon aus, dass solche klassischen Sparinstrumente auch 2019 unter Sparern am häufigsten zum Einsatz kommen. „Es ist erstaunlich, dass zahlreiche Anleger wissen, dass ihre aktuelle Anlagestrategie mit einem starken Fokus auf Spareinlagen nicht wirklich sinnvoll ist“, sagt Ebase-Geschäftsführer Rudolf Geyer. „Dennoch sind sie nur zögerlich dazu bereit, Alternativen auch wirklich zu nutzen.“