Die günstigsten Girokontos

Wirtschaftswoche online vom 29.10.2014

Banken im Vergleich

Wo Sie die günstigsten Girokonten finden

Die Kosten für Girokonten unterscheiden sich von Bank zu Bank. Ein exklusiver Vergleich zeigt, wo es günstige Konten gibt – und worauf Sie beim Wechsel achten sollten.

Die Commerzbank wirbt mit einer “Zufriedenheitsgarantie”, beim 123 Girokonto der Santander Bank gibt es einen Aktiv- und Treuebonus. Der Kampf der Geldinstitute um die Spargroschen der Kunden ist in vollem Gang.

Während früher hohe Gebühren für normale Girokonten anfielen, bekommen Sparer mittlerweile oft noch Geld von ihrer Bank, wenn sie ein neues Konto eröffnen. Trotzdem sind die Kontoführungsgebühren bei einzelnen Banken und Sparkassen sehr unterschiedlich.

Die FMH Finanzberatung aus Frankfurt hat für WirtschaftsWoche Online daher den Markt analysiert und die günstigsten Angebote herausgefiltert – sowohl für klassische Filialbanken als auch für reine Onlineanbieter.

Auffällig ist, dass mittlerweile viele Banken und Sparkassen Konten zum Nulltarif im Angebot haben. Zwar sind diese oft an bestimmte Bedingungen geknüpft, wie beispielsweise den Gehaltseingang. Dennoch kann es sich aus Wettbewerbsgründen keiner mehr leisten, kein Gratis-Konto mehr im Angebot zu haben. Das gilt nicht nur für Direktbanken, sondern auch für Filialbanken.

Bonus macht den Unterschied

Umso wichtiger sind die Vorteilsangebote der Banken. “Die Bonuszahlung bei Eröffnung des Kontos ist oft das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen verschiedenen Girokonten”, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH Finanzberatung. Daher würden diese Angebote immer wichtiger, wenn es um die Gewinnung neuer Kunden geht.

Dass die Institute erst mal einiges an Geld ausgeben müssen, um Kunden anzulocken, scheint zweitrangig. Holger Hohrein, der Finanzvorstand der comdirect, gab bei der Präsentation der diesjährigen Jahreszahlen der Commerzbank-Tochter einen Einblick in die Preispolitik der Banken: “Angesichts des niedrigen Zinsniveaus dauert es jetzt ein paar Jahre länger, bis sich ein neues Girokonto für uns rechnet.”

Dennoch können Kunden davon ausgehen, bei einem Wechsel des Girokontos weiterhin einen monetären Willkommensgruß zu bekommen. Und das nicht nur bei den Online-Banken.

Auch die Commerzbank beispielsweise begrüßt ihre neuen Kunden seit November 2012 mit 50 Euro Eröffnungsbonus. Wer nicht zufrieden ist, bekommt sogar noch mal 50 Euro dazu – die sogenannte Zufriedenheitsgarantie. Was bei der Konkurrenz nicht sonderlich gut ankam, ist laut Deutschlands zweitgrößter Bank ein Erfolgsmodell.

Neukunden sind was wert

Rund 700.000 Girokonten seien seitdem eröffnet worden, erklärt eine Sprecherin der Bank auf Nachfrage, davon seien mehr als die Hälfte kostenlose Konten. Und zufrieden sind die neuen Kunden offenbar auch.

“Die Zufriedenheitsgarantie wurde seit dem genau 74 Mal in Anspruch genommen”, so eine Sprecherin der Bank. Man habe in dieser Zeit die Kundenzufriedenheit gesteigert, es gebe also keinen Grund, dass Programm zu beenden.

So denken viele Geldinstitute – lieber einen Bonus zahlen, als keine Neukunden generieren. Auch im Ranking der FMH Finanzberatung haben Bonuszahlungen über die Verteilung der vorderen Plätze entschieden – vor allem bei Angeboten für Neukunden. Allerdings sollten sich Kunden bei der Wahl des Girokontos nicht nur nach den Bonuszahlungen richten.

“Wir haben das Ranking danach erstellt, was ein Girokonto innerhalb von drei Jahren kosten würde”, sagt Herbst. Damit würden die Einstiegsgeschenke etwas relativiert, die verschiedenen Angebote vergleichbarer.
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Große Unterschiede zwischen Online- und Filialkonto

Insgesamt hat die FMH Finanzberatung die Angebote von 50 Banken und Sparkassen miteinander verglichen. Um die verschiedenen Angebote in Relation zueinander setzen zu können, baute sie Musterkunden auf. Beim stereotypen Onlinekunden fließen demnach monatlich 1800 Euro aufs Konto, er hat zwei Kreditkarten, mit denen er monatlich 1500 Euro umsetzt. Und im Gegensatz zum Filialkunden nutzt er seinen Dispo – allerdings nur sechs Tage im Monat.

Insbesondere bei den Angeboten für neue Kunden bei Direktbanken spielen Bonuszahlungen eine sehr wichtige Rolle. Auf dem ersten Platz landet hier die comdirect, bei der Kunden in den ersten drei Jahren insgsamt fast 130 Euro einstreichen können. Das gilt zumindest, solange die Bank ihr Angebot von 150 Euro Willkommensprämie aufrecht erhält.

Ohne Bonus keine Chance

Auch bei den Banken auf den folgenden Rängen machen Sparer ein gutes Geschäft. Auf Rang 2 folgt die netbank mit einem Plus von 95 Euro nach drei Jahren, gefolgt von der Santander Bank mit 86 Euro. Im Gegensatz zur Konkurrenz zahlt die Santander Bank den Bonus von 36 Euro jährlich aus.

Was auffällt: Mit der DKB landet die erste Bank, welche keinen Bonus für Neukunden zahlt, relativ abgeschlagen auf einem hinteren Rang. Und das, obwohl die Bank ein kostenloses Konto mit kostenloser Kreditkarte anbietet. Entsprechend besser punkten können die Berliner bei Bestandskunden.

Hier landet die Direktbank, welche aufgrund ihrer weltweit kostenlosen Abhebungen besonders bei reisefreudigen Sparern beliebt ist, zusammen mit der DAB, Cortal Consors, der ING Diba und der netbank auf dem zweiten Platz. In drei Jahren fallen bei allen fünf Banken insgesamt 4,68 Euro an Kosten an, welche aus den Zinsen für den Dispo resultieren.

Besser schneidet bei den Online-Bestandskunden die Santander Bank ab. Sie ist das einzige Online-Institut, welches auch Bestandskunden einen regelmäßigen Bonus zahlt und sichert sich dadurch den vordersten Platz.

Der Vergleich zeigt, dass selbst bei Onlinekonten bereits große Preisunterschiede zwischen den einzelnen Banken bestehen. Während bei Direktbanken kaum Gebühren anfallen, sind es bei der bestplatzierten regionalen Bank, der PSD Bank Berlin-Brandenburg, bereits knapp 22 Euro in den ersten drei Jahren.

Wechsel kann sich lohnen

Noch teurer wird es bei den bundesweit operierenden Geschäftsbanken. Hier bietet die BBBank das beste Angebot mit rund 83 Euro in den ersten drei Jahren.

Auch bei Filialkunden ist das Angebot der Badischen Beamtenbank gut, mit Kosten von 47 Euro in drei Jahren landet das Institut sowohl bei Neu- als auch bei Bestandskunden unter den ersten Drei. Der im Vergleich zum Onlinekunden niedrigere Preis resultiert aus den veränderten Annahmen beim durchschnittlichen Muster-Filialkunden. Im Gegensatz zum Onlinesparer verfügt der mit 3500 Euro über einen deutlich höheren monatlichen Geldeingang.

Insgesamt spielen Bonuszahlungen bei Filialkonten eine deutlich geringere Rolle als im Onlinebereich. Ausnahme ist die Santander Bank, die nicht zwischen Online- und Filialkonto unterscheidet und sich damit sowohl bei Bestands- als auch im Neukundenbereich den ersten Platz sichert.

Der Unterschied zu den schlechter platzierten Banken ist allerdings groß. Während Santander-Kunden in drei Jahren ein Plus von 86 Euro verzeichnen, zahlen Bestandskunden bei der Deutschen Bank immerhin 323 Euro Kontoführungsgebühren.

Damit ist der Branchenprimus allerdings nicht allein, der Vergleich der FMH Finanzberatung zeigt, dass auch bei einigen Sparkassen wie der Haspa in Hamburg oder Ostsächsischen Sparkasse in Dresden jährlich Gebühren von mehr als 90 Euro anfallen.

Diese hohen Kostenunterschiede zeigen, dass ein Wechsel des Girokontos Sinn ergeben kann. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Investors Marketing zeigt, dass immerhin 36 Prozent der Befragten in den vergangenen zehn Jahren ihr Girokonto gewechselt haben.

Viele schrecken allerdings davor zurück, weil ein Umzug des Kontos zunächst nach viel Arbeit klingt. Die meisten Banken bieten allerdings bereits einen Umzugsservice an. Das Geldhaus kümmert sich dann darum, dass Gehaltseingänge und Daueraufträge auf das neue Konto übertragen werden.

Was beim Wechsel beachtet werden sollte

“Vor einem Wechsel des Girokontos sollten sich Sparer zunächst fragen, welchen Service sie unbedingt brauchen”, sagt Finanzexperte Herbst. Wie oft wurde beispielsweise zuletzt die Filiale aufgesucht? Auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen raten zu einem persönlichen Vergleich.

“Nehmen Sie Ihr Konto und Ihr persönliches Nutzungsverhalten über einen längeren Zeitraum kritisch unter die Lupe. Rechnen Sie alle Kosten zusammen und vergleichen Sie diese mit anderen Angeboten”, raten die Verbraucherschützer. Im Zweifel sollten sich Sparer explizit nach den einzelnen Gebühren erkundigen. Denn diese werden ja einfach von der Bank vom Konto eingezogen, können also schnell mal zwischen anderen Buchungen untergehen.

Normalerweise können Girokonten jederzeit ohne Frist gekündigt werden. Dennoch sollten Sparer bei der Wahl des richtigen Kontos einige Punkte beachten

Automatendichte

Gegenüber Ländern wie Dänemark oder Schweden hängt Deutschland bei mobilem Bezahlen oder Zahlung per EC- oder Kreditkarte weiter hinterher. Deswegen muss immer wieder Bargeld ins Portemonnaie, die Zahl der Geldautomaten ist eins der wichtigsten Kriterien bei der Wahl des richtigen Kontos. Denn gerade in ländlichen Regionen bleibt oft nur die örtliche Sparkasse als Cashlieferant.

In Deutschland gibt es verschiedene Verbünde von Banken, die das Geldabheben für ihre Kunden flexibler machen. Denn wer bei einer fremden Bank oder einem anderen Verbund den Geldautomaten nutzt, zahlt oft happige Gebühren.

So kriegen Sparkassenkunden bei allen Sparkassen in Deutschland kostenlos Bargeld, laut der Finanzgruppe sind es bundesweit über 25.000 Automaten. Auch die Volksbanken verfügen über ein solches Netz, hier können Kunden immerhin auf über 19.500 Automaten zugreifen.

Um da mithalten zu können, haben sich einige Banken zusammengetan. Die größte Gruppe ist die sogenannte Cashgroup, bestehend aus Deutscher Bank und Postbank, Commerzbank, HypoVereinsbank und deren Tochterunternehmen. Insgesamt können die Kunden an rund 9000 Automaten kostenlos Geld abheben.

Die kleine Schwester der Cashgroup ist der Cashpool. Dort sind es immerhin etwas mehr als 2900 Automaten, es gehören unter anderem die Santander Banken, die Targo Bank und die Sparda-Banken dazu.

Versteckte Kosten

Ein hoher Willkommensbonus kann schnell von versteckten Kostenfallen ablenken. Wer beispielsweise viel ins Ausland reist, sollte sich informieren, wie hoch die Kosten fürs Geldabheben im Urlaub sind. Viele Direktbanken bieten allerdings bereits weltweit kostenloses Abheben.

Auch bei Überweisungen kann es vorkommen, dass nur eine bestimmte Zahl je Monat kostenlos ist. Ein Beispiel: Das Online-Girokonto der Frankfurter Sparkasse ist mit 2,50 Euro pro Monat zwar vergleichsweise erschwinglich. Allerdings fallen für jede Nutzung der Filiale Gebühren an. Das Einrichten des Dauerauftrags kostet zwei Euro, jeder gedruckte Kontoauszug 50 Cent.

Kreditkarte

Reisen ins (außereuropäische) Ausland, Online-Shopping, Ticketkäufe – eine Kreditkarte ist in vielen Situationen hilfreich. Je nach Konto können Visa- oder Mastercard aber ziemlich hohe Gebühren verschlingen.

Ein weiteres Beispiel der Frankfurter Sparkasse: Wer monatlich mindestens 1300 Euro auf sein Konto einzahlt, bekommt dort das Konto kostenlos. Die Kreditkarte allerdings gibt es nur im ersten Jahr zum Nulltarif. Danach werden jährlich 20 Euro an Gebühren fällig. Erst wenn monatlich mindestens 3000 Euro auf das Konto kommen, ist auch die Visa- oder Masterkarte umsonst.

Dispozinsen

Wer am Ende des Monats öfter einen kleinen Kurzfristkredit bei der Bank aufnimmt, sollte auch auf deren Dispozinsen achten, denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Instituten sind gravierend. Die FMH Finanzberatung bietet einen Vergleich, bei dem die unterschiedlichen Dispo-Konditionen eingesehen werden können.

Littmann, Saskia

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