Das Handelsblatt wollte von der FMH-Finanzberatung wissen, welche Banken in den letzten 12 Monaten am häufigsten unter den TOP 3 Angeboten zu finden war. Eine empfehlenswerte Bank muss nicht immer an der Spitze zu finden sein, aber schon lange Zeit unter den Besten.
Handelsblatt Nr. 252 vom 29.12.2011 Seite 38
Wo treue Kunden belohnt werden
Viele Hochzinsofferten für Tagesgeld sind nur Lockangebote.Ein Vergleich zeigt jetzt, welche Banken ihren Kunden konstant hohe Zinsen bieten.
Jens Hagen Düsseldorf
Hohe Zinsen für Tagesgeld sind bei vielen Banken ein flüchtiges Vergnügen. Kaum haben die Institute die gewünschte Anzahl an Kunden akquiriert, sinken die Sätze plötzlich zurück ins Mittelmaß.
Ein Beispiel von vielen ist die Allianz-Bank. Anfang 2011 schafft es das Institut mit einem Satz von einem Prozent nicht unter die 20 besten Anbieter. Im Frühjahr preschte das Tagesgeldkonto mit einem Zins von 2,3 Prozent auf einmal für 15 Wochen unter die besten drei Offerten – um dann für den Rest des Jahres nur Durchschnittszinsen zu bieten. Aktuell müssen sich die Anleger wieder mit einem Prozent begnügen.
Kunden auf der Suche nach auskömmlichen Zinsen sollten wählerisch sein. Eine Analyse der FMH-Finanzberatung für das Handelsblatt zeigt, welche Banken regelmäßig gute Zinsen bieten. Untersucht wurde der Zinssatz für Neu- und für Bestandskunden sowohl bei Konten mit gesetzlicher als auch bei Konten mit erweiterter deutscher Einlagensicherung. Lediglich 28 der getesteten 63 Konten sind in diesen vier Kategorien mindestens einmal unter den besten drei Angeboten zu finden gewesen.
Viele Anleger wechseln den Anbieter vorschnell.
Unter den Top-Angeboten gab es einige Eintagsfliegen. Fünf Banken lagen mit ihren Sätzen fürs Tagesgeld weniger als vier Wochen unter den besten drei Anbietern: Credit Europe, PSD Bank Köln, Bank 11, Hanseatic Bank und Ziraat Bank. “Wer vorschnell zu einem dieser Institute wechselte, musste kurzfristig wieder das Prozedere eines Bankenwechsels vornehmen”, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH.
Dabei war die Hatz nach dem günstigsten Zins im vergangenen Jahr überflüssig. Bei Offerten für Bestandskunden mit erweiterter Einlagensicherung über die Bankenverbünde landete die Bank of Scotland in jeder der untersuchten 50 Wochen auf dem Podest. Unter den Konten mit ausschließlich gesetzlicher Einlagensicherung schaffte es die NIBC ständig unter die besten drei. Auch bei den Neukundenangeboten lagen beide Institute kontinuierlich vorne.
Kunden der Bank of Scotland wurden für ihre Treue belohnt. Wer etwa 10000 Euro während der vergangenen zwölf Monate bei den Schotten deponierte, erwirtschaftete einen Zinsertrag von 244 Euro. Kunden, die stattdessen immer beim schlechtesten Anbieter geblieben sind, erzielten lediglich 25 Euro. Wer eine Bank mit durchschnittlichen Zinsen auswählte, schaffte es bis auf 152 Euro. “Ein Bankwechsel lohnt sich erst, wenn der Zinsunterschied mindestens 0,25 Prozentpunkte ausmacht”, sagt Herbst. Ansonsten sind die Zinsverluste für die Wechselzeit höher als der mögliche Zinsvorteil.
Auch aktuell liegt die Bank of Scotland mit einem Zins von 2,7 Prozent unter den besten drei. Die Bank verlangt keine Mindestanlagesumme und der Zins gilt für Beträge bis 500000 Euro. Die Einlagen sind bis zu einer Höhe von 85000 Pfund über den britischen Einlagensicherungsfonds gedeckt. Außerdem werden Beträge darüber bis zu 250000 Euro über den Fonds des Bundesverbands deutscher Banken abgesichert.
Für Festgeld erhalten Kunden eine höhere Rendite.
Auf diesen Schutz verzichten viele Banken, die dafür teils höhere Zinsen bieten. Die NIBC bietet aktuell 2,85 Prozent und war beste Bank im Vergleich der Institute, die sich keinem Bankenfonds angeschlossen haben. Die Bank schaffte es bei den Bestandskunden in jeder Woche unter die besten drei Anbieter, im Neukundengeschäft an 27 Wochen. Die Bank für den niederländischen Wiederaufbau unterliegt dem Sicherungsfonds in Holland, der wie in Europa üblich Beträge bis zu 100000 Euro absichert.
“Im Ernstfall einer Pleite ist es einfacher, in Deutschland sein Recht einzuklagen”, sagt Annabel Oelmann, die Leiterin der Gruppe Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eine gesetzliche Absicherung in Deutschland bietet die GE Capital Direkt bis 100000 Euro und darüber hinausgehend bis 118 Millionen Euro pro Kunde über den Bundesverband deutscher Banken.
Tagesgeld war für Anleger in diesem Jahr aber nicht die erste Wahl. “Wer sich Anfang des Jahres für Festgeld entschieden hatte, erzielte für seine 10000 Euro eine höhere Rendite”, sagt Herbst. Wer im Januar für zwölf Monate und 2,50 Prozent bei der Denizbank abschloss, macht bis zum Ende des Jahres immerhin noch sechs Euro mehr als ein Tagesgeldkunde im besten Falle erzielen konnte. Und das, obwohl die Tagesgeldkunden einige Monate von zwei EZB-Leitzinserhöhungen profitieren konnten. Die konstant besten Institute waren beim Festgeld aber NIBC und IKB Direkt.
Auch im nächsten Jahr dürften Festgeldanleger wieder die Nase vorne haben. Aktuell gibt es für Offerten mit deutscher Einlagensicherung und einer Laufzeit von drei Jahren vier Prozent Zinsen. Der beste vergleichbare Tagesgeldanbieter bietet nur 2,85 Prozent.
Um über den Anlagezeitraum einen guten Schnitt zu machen, müsste der Anleger nach einem Jahr ein Angebot zu einem Zinssatz von 4,58 Prozent ergattern, um den Zinsunterschied zum Start wieder wettzumachen. Dann müsste das Zinsniveau innerhalb eines Jahres um 1,02 Prozentpunkte steigen. Denn aktuell liegt der Topzins für zweijähriges Festgeld bei 3,56 Prozent. “Dieser Anstieg ist angesichts der Finanzkrise und der damit verbundenen Niedrigzinspolitik eher unwahrscheinlich”, sagt Herbst.
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