Jetzt beginnt wieder die Reisesaison.Mit der richtigen Kreditkarte können Urlauber schnell hunderte Euro sparen.Ein Vergleich zeigt, welche Produkte etwas taugen – und warum Reisende eine Zweitkarte mitnehmen sollten.
Dass auch Menschen, die täglich mit großen Summe jonglieren, plötzlich ohne Geld dastehen können, erfuhr Marianna Gurmann im Urlaub. Während ihrer Familienreise nach Israel meldete sich die Hausbank bei der Portfoliomanagerin der Vermögensverwaltung Absolute Creative Investment. Ihre Kreditkarte sei ab jetzt gesperrt, es gebe unerklärliche Zahlungsauffälligkeiten. “Ein unheimliches Gefühl, zumal auch die EC-Karte nicht funktionierte und die Bank auf die Schnelle keine Ersatzkarte stellen konnte”, sagt Gurmann.
Die Auflösung kam später per Anruf Ihres Kartenunternehmens. Jemand hatte ihre Daten aus einem Hotelbuchungssystem entwendet und wollte für 50.000 Euro in Frankreich einkaufen. Die Kreditkartenfirma stoppte den Kauf. “Ich halte die Kartensysteme für extrem unsicher und zahle eigentlich nur für Flug, Bahn oder Hotel im Ausland”, sagt Gurmann. Bei Dienstreisen könne sie sich Unsicherheiten bei ihren Zahlungsmitteln nicht leisten. “Seit dieser Erfahrung schicke ich meine Kreditkartendaten nur noch per Fax und habe immer eine zweite Karte dabei”.
Die Zahl der Datendiebstähle macht vielen Kunden Angst. In Nordamerika gelangten Hacker Anfang März an die Daten von rund 1,5 Millionen Kreditkartenbesitzern. Weltweit gibt es weitere Fälle. Ende vergangenen Jahres wurden fast 30.000 Kreditkarten von Banken in Serbien wegen Betrugs gesperrt worden. Kriminelle sollen sich die Daten der gesperrten Karten der Unternehmen Visa und Mastercard über das österreichische Mineralölunternehmen OMV in Wien besorgt haben.
Durch einen Hackerangriff auf die US-Großbank Citigroup sind im Sommer vergangenen Jahres Schäden in Millionenhöhe entstanden, weil die Daten von mehr als 3000 Kreditkarteninhabern in falsche Hände gelangten.
Auch wenn den Kunden in der Regel kein finanzieller Schaden entsteht, wenn er nicht grob fahrlässig mit seiner Karte agiert, steht der Kartenbesitzer in solchen Fällen ohne Zahlungsmittel da. Wer bei Kreditkarten auf Nummer sicher gehen möchte, braucht daher mindestens zwei. Diese Regel gilt nicht nur, weil kriminelle Hacker immer wieder Kundendaten ausspähen.
Die Karte streikt auch, wenn beim Einkauf bestimmte Obergrenzen überschritten werden. Das gilt auch, wenn die Kunden selber im Limit bleiben. Denn manche Reiseveranstalter, Airlines oder Hotels lassen bei einer Reservierung die entsprechende Summe oft im Voraus blocken und schöpfen so das Kreditlimit des Kunden aus. Bei außergewöhnlichen Kontobewegungen können Sicherheitsmitarbeiter die Karte sperren.
Mit welchen Karten Kunden Geld sparen
Auch wegen Schäden am Magnetstreifen können Urlauber ohne Geld dastehen. EC-Karten sind für Reisende keine Alternative, weil sie häufig ein niedriges Limit haben oder in einigen Ländern kaum einsetzbar sind.
Nicht nur die Angst vor Geldnot spricht für die Zweitkarte. Wer mehrere Karten besitzt, spart Geld. Ein Vergleich der Frankfurter FMH-Finanzberatung für Handelsblatt Online zeigt enorme Preisunterschiede bei den verschiedenen Karten. “Je nach Einsatzort und Nutzungsprofil sind andere Karten empfehlenswert”, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung.
Wer etwa außerhalb der Eurozone einkaufen gehen möchte, kann mit der “Thomas Cook Card” der Valovis Bank oder der “Gebührenfreien Geldkarte” der Advanzia Bank sparen. Bei beiden Karten werden keine Gebühren für den Auslandseinsatz fällig. “Andere Banken verlangen dafür bis zu zwei Prozent”, sagt Herbst. Inklusive Gebühren liegt mit beiden Karten das Sparpotenzial bei einem Umsatz von 10.000 Euro außerhalb der Euro-Zone zwischen 1.000 Euro und 2.000 Euro.
Beide Karten lohnen aber eher für Fernreisende. Denn die Zinsen für ihre Kreditfunktion ist immens hoch. Beim Produkt der Advanzia Bank werden beim Einkauf knapp 20 Prozent fällig und bei Barabhebungen sogar mehr als 24 Prozent. Viele Nutzer verwenden ihre Karten aber für private Zwischenfinanzierungen, denn zwischen Einkauf und Kontobelastung können bis zu sieben Wochen vergehen.
Im Vergleich sind ausschließlich reine Kreditkarten aufgeführt. Die meisten Kunden besitzen eine sogenannte Charge-Karte ihrer Hausbank, bei der der geschuldete Betrag am Ende des Monats automatisch vom Girokonto abgebucht wird. Im Gegensatz zu diesen unechten Kreditkarten bieten “Revolving Credit Cards” die Möglichkeit, einen Kredit in Anspruch zu nehmen.
Nutzer, die ihren Kreditrahmen zumindest ab und zu nutzen, vor allem im Euroraum einkaufen und auf ordentliche Guthabensverzinsung achten, können mit der roten Mastercard der Ikano Bank sparen. Es fällen keine Jahresgebühr an, die Verzinsung beträgt stattliche 2,51 Prozent. Zum Vergleich: Im Schnitt zahlen Banken für Tagesgeld aktuell einen Zins von rund 1,5 Prozent. Cortal Consors bietet Neukunden als beste Anbieter bei Beträgen von bis zu 50.000 Euro aktuell 2,6 Prozent.
Kunden die ins Minus rutschen müssen für den Kredit 11,9 Prozent zahlen. Dieser Satz ist bei den Kreditkarten ein Mittelwert. Zum Vergleich: Banken verlangen aktuell rund elf Prozent für Dispokredite. Wie sich der Gebrauch der Karte fürs Portmonee auswirkt, zeigt die Musterrechnung für einen Kunden, der im Jahresschnitt 10.000 Euro auf der Guthabenseite hat und einen Monat mit 2000 Euro ins Minus rutscht. Bei der Ikano-Mastercard hätte er dafür 210,25 Euro Überschuss auf dem Konto. Beim teuersten Anbieter würden 19,10 Euro fällig.
Einkäufer mit sehr hohen Umsätzen schauen weniger auf die Jahresgebühr sondern eher auf niedrige Kreditzinsen und lukrative Bonusprogramme. Die Lufthansa Miles&More-Karte von der DKB kostet zwar 50 Euro im Jahr. Dafür liegen der Kreditzins mit 8,90 Prozent und der Guthabenzins mit mehr als zwei Prozent weit über Marktschnitt. “Wer sechs Monate mit 10.000 Euro im Plus ist und sechs Monate mit 5.000 Euro im Minus spart im Vergleich zu den teuersten Karten 377,70 Euro”, sagt Herbst.
Bei hohen Ausgaben erstattet sich die Jahresgebühr wie von selbst. Pro Euro Umsatz erhält der Kunde einen Punkt beim Lufthansa-Bonusprogramm Miles&More. Bei einem Umsatz von 35.000 Euro pro Jahr gibt es dafür Karten für die Operfestspiele in der antiken Arena in Verona oder zwei Lufthansa-Tickets für ein langes Wochenende von Berlin nach Aberdeen.
Hagen, Jens
16. Mai 2012
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