Aktienhandel Kosten, Negativzinsen, Handelsplätze:
Das sind die besten Onlinebroker
Immer mehr Menschen entdecken den Aktienmarkt für sich. Bei der Nutzung von jungen Trading-Apps gibt es jedoch eine Reihe von Dingen zu beachten.

Lilian Fialla 01.05.2021 – 09:47 Uhr

Köln Als sich im Januar eine Gruppe von Kleinanlegern über die Onlineplattform Reddit zusammengeschlossen hatte, um gemeinsam die Aktie des US-Videospielunternehmens Gamestop durch die Decke zu treiben, war der Aufschrei unter Hedgefonds-Managern groß. Angetrieben wurde die Attacke der Kleinanleger auf die Shortseller vor allem vom Spaß daran, die Märkte zu bewegen.
Die Gamestop-Rally ist ein extremes Beispiel, spiegelt aber einen Trend wider, der im Corona-Jahr 2020 seinen Anfang nahm: Immer mehr Menschen entdecken den Aktienhandel für sich. Selbst in Deutschland, dem „Land der Aktienmuffel“, engagierten sich 2020 beinahe so viele Menschen an der Börse wie zuletzt um die Jahrtausendwende.
Das Deutsche Aktieninstitut fasst den Trend in Zahlen zusammen: Im Vergleich zu 2019 legten im vergangenen Jahr rund 2,7 Millionen mehr Menschen ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs an. Knapp 12,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger waren am Aktienmarkt engagiert – Tendenz steigend.
Den Zugang bieten ihnen oft sogenannte Neobroker, die den Fokus auf mobiles und kostengünstiges Handeln legen. Die Reddit-Armada hatte ihre Attacke auf Gamestop zu einem großen Teil über den Neobroker Robinhood abgewickelt.
Dabei sind die jungen Trading-Apps nicht zwingend günstiger als etablierte Broker. „Oft wird damit geworben, dass man über die Plattformen kostenlos handeln kann. Dabei wird aber verschwiegen, dass in vielen Fällen Kosten über den Handelsplatz anfallen“, sagt Beate Balke von der FMH-Finanzberatung.
Kosten entstehen nämlich nicht nur beim Broker selbst, sondern fallen auch an Handelsplätzen wie Lang & Schwarz, Xetra und Co. an, die in der Regel für jede Order Gebühren erheben. In einer Auswertung von Onlinebrokern, die FMH für das Handelsblatt vorgenommen hat, hat Balke diese Kosten miteingerechnet.
Wirklich kostenlos können Anleger ihre Order demnach nur über den Neobroker Smartbroker absetzen. Smartbroker macht im Test nicht nur bei den Orderkosten eine gute Figur. Das Unternehmen erhält von der FMH auch wegen der großen Auswahl an Handelsplätzen, der Möglichkeit zum außerbörslichen Handel und der Option von Aktiensparplänen die Note „sehr gut“.
Um bei Smartbroker kostenlos zu handeln, müssen Anleger dies über die Handelsplattform Gettex tun. Ihr Ordervolumen muss mindestens 500 Euro betragen. Über andere Handelsplattformen und für Orders unter 500 Euro fällt eine Gebühr ab vier Euro an.
Auch André Salzwedel, der den Markt für das Portal brokervergleich.de beobachtet, ist Smartbroker bereits positiv aufgefallen. „Das Unternehmen hat sich im letzten Jahr gut gemacht und bietet im Vergleich zu anderen Neobrokern eine Vielzahl von Handelsplätzen an“, sagt der Experte.
Auch etablierte Anbieter schneiden gut ab
Im FMH-Ranking haben neben den „jungen Wilden“ auch etablierte Anbieter wie Comdirect und die Consorsbank eine sehr gute Bewertung erhalten – trotz deutlich höherer Kosten. „Consors gehört zu den wenigen Anbietern, die noch keine Negativzinsen haben“, erklärt Balke.
Das ist insbesondere für Anleger mit einem Depotwert von mehr als 100.000 Euro wichtig. „Gerade Anleger mit einem höheren Investitionsvolumen schätzen an der Consorsbank sowie der Comdirect außerdem den umfangreichen Service“, sagt Broker-Experte Salzwedel.
Grundsätzlich sind die eigenen Bedürfnisse entscheidend bei der Wahl des passenden Brokers. „Anleger müssen sich bewusst machen, was ihnen wichtig ist“, sagt Salzwedel. So fallen bei Trade Republic zwar lediglich Kosten von einem Euro pro Order an. Investoren können dort aber ausschließlich über Lang & Schwarz handeln.
„Für diejenigen, die gerade einsteigen, oft kleinere Beträge handeln und denen das Angebot dort ausreicht, ist das sicher eine gute Option“, sagt Salzwedel. Erfahrenere Anleger wünschen sich hingegen oft etwas mehr Auswahl bei den Handelsplätzen. Denn je mehr Börsen, desto mehr Titel stehen zur Auswahl.
Die Zahl der Handelsplätze hat deshalb im FMH-Test einen hohen Stellenwert. „Auch Scalable wäre angesichts der Kosten von 99 Cent pro Order eigentlich unter den Topanbietern – aber der Broker hat nur zwei Handelsplätze und bietet keinen ausländischen und außerbörslichen Handel an“, sagt FMH-Expertin Balke.
Als klarer Spitzenanbieter geht S-Broker aus dem Test hervor, der Onlinebroker der Sparkassen-Finanzgruppe. Zwar sind die Kosten pro Order dort nicht gerade niedrig: Für eine Order mit einem Volumen von 500 Euro müssen Anleger 9,95 Euro zahlen. Kunden, die nur gelegentlich handeln und eine Order in Höhe von mindestens 2500 Euro erteilen, zahlen 12,22 Euro. Vermögende Anleger, die eher selten handeln, dafür aber mit hohen Beträgen ab 5000 Euro, müssen 18,47 Euro auf den Tisch legen.
Dafür erntet S-Broker aber Punkte in allen anderen Kategorien: Es gibt keine Negativzinsen, die Handelsplätze sind zahlreich, und Neukunden erhalten immerhin 300 Euro Guthaben für Transaktionskosten. „Bei Anlegern schneidet S-Broker sicherlich auch aufgrund der Reputation der Sparkassen gut ab“, sagt Salzwedel.
Von Neukundenaktionen sollten sich Anleger nicht locken lassen, warnt Salzwedel dagegen: „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich haben solche Aktionen ihren Reiz. Aber man sollte genau nachlesen, was dahintersteckt.“ Gerade bei Null-Euro-Angeboten sollten Anleger prüfen, ob nicht doch noch versteckte Kosten auf sie zukommen, etwa bei den Handelsplätzen.
Außerdem sind gerade Aktionen für kostenlose Sparpläne häufig mit einem Enddatum versehen. „Nach einem bestimmten Zeitraum fallen dann oft doch Gebühren an, die die Rendite schmälern“, warnt der Experte.
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